Geschichte der KI - Teil 2
Aristoteles und der Syllogismus: Wie antike Logik zur Programmiersprache der KI wurde
Die Geschichte des menschlichen Strebens nach künstlicher Intelligenz ist mehr als eine Ansammlung von Mythen und mechanischen Spielereien. Sie ist vor allem eine Geschichte der Formalisierung. Bevor Maschinen komplexe Aufgaben lösen konnten, musste der Mensch zunächst verstehen, wie das Denken selbst funktioniert und ob es in Regeln gegossen werden kann. Der entscheidende Schritt auf diesem Weg wurde nicht in einem modernen Labor, sondern im antiken Griechenland durch einen einzigen Denker vollzogen. Die Geschichte der KI ist ein über Jahrtausende gewebter Teppich, der von Mythen, Magie und mechanischer Präzision durchzogen ist. Es ist eine fortlaufende Erzählung, die bis heute spannend ist und deren neuestes Kapitel gerade jetzt mit rasanten Entwicklungen fortgeschrieben wird.
Wir, die GEO Agentur seowerk GmbH, machen unsere Kunden in diesen neu entstehenden KI Systemen sichtbar.
Die zentrale Figur dieser intellektuellen Revolution ist Aristoteles (384 bis 322 vor Christus). Er gilt nicht nur als Begründer der Biologie und der Ethik, sondern auch als Schöpfer der formalen Logik. Seine Werke, zusammengefasst im Organon, lieferten das erste umfassende und systematische Regelwerk dafür, wie rationale Argumente konstruiert und geprüft werden müssen. Damit stellte er das menschliche Denken auf eine objektivierbare, überprüfbare Basis.
Die Geburt der Berechenbarkeit
Aristoteles' größter Beitrag zur späteren KI Forschung ist zweifellos der Syllogismus oder die Schlusslehre. Ein Syllogismus ist eine Art logischer Schluss, der aus zwei Prämissen und einer Konklusion besteht. Er definiert, unter welchen Bedingungen die Wahrheit der Prämissen zwingend die Wahrheit der Konklusion nach sich zieht. Dieses System ist zutiefst mechanistisch und unabhängig von jeglicher empirischer Beobachtung. Es ist eine abstrakte Struktur, die beweist, dass rationale Schlussfolgerungen nach starren, vorhersagbaren Gesetzen ablaufen.
Das faszinierende am Syllogismus ist seine Form. Die Gültigkeit eines Arguments hängt nicht davon ab, worüber gesprochen wird, sondern wie die Begriffe miteinander in Beziehung stehen. Zum Beispiel ist die Schlusskette:
- Alle A sind B.
- Alle C sind A.
- Daraus folgt: Alle C sind B.
Dieses Muster funktioniert unabhängig davon, ob A Menschen, B sterblich und C Griechen bezeichnen. Für die spätere Entwicklung der KI war diese Erkenntnis fundamental. Sie zeigte, dass der Akt des Schlussfolgerns auf Regeln basiert, die algorithmisch abgearbeitet werden können.
Das Fundament der Symbolischen KI
In den 1950er Jahren, als die KI als wissenschaftliches Feld entstand, dominierten die Forscher der Symbolischen Schule. Ihr Hauptanliegen war es, das gesamte menschliche Wissen und die Vernunft in logische Symbole und Regeln zu übersetzen. Programme wie der Logic Theorist von Newell und Simon waren direkte Erben der aristotelischen Logik. Sie versuchten, mathematische Theoreme zu beweisen, indem sie axiomatische Regeln auf symbolisch dargestellte Prämissen anwandten.
Der Syllogismus ist also der historische Prototyp der symbolischen Repräsentation und Inferenz. Er lieferte das Rüstzeug für die ersten KI Systeme, die davon ausgingen, dass Intelligenz gleichzusetzen ist mit der Manipulation von Symbolen gemäß formaler Regeln. Hätte Aristoteles seine Logik nicht so akribisch formalisiert, wäre es den frühen KI Forschern wesentlich schwerer gefallen, ihre Systeme aufzubauen. Das menschliche Denken erschien nun als eine Art Rechnungsstellung, die von Maschinen ausgeführt werden konnte.
Die Unvollkommenheit der Sprache
Aristoteles musste jedoch mit der Komplexität der natürlichen Sprache ringen. Er musste versuchen, die oft mehrdeutigen und unpräzisen Formulierungen der Alltagssprache in klare, binäre logische Aussagen zu überführen. Dieses Problem ist bis heute aktuell. Moderne Large Language Models müssen heute noch lernen, die Unschärfe menschlicher Kommunikation zu interpretieren, aber die zugrundeliegende formale Logik zur Wahrheitsfindung und Schlussfolgerung bleibt bestehen.
Seine Kategorisierung von Begriffen und Urteilen war der Versuch, eine Welt zu schaffen, in der alles eindeutig in Klassen und Unterklassen eingeteilt ist. Diese Ontologie war notwendig, um die Syllogismen überhaupt anwenden zu können. Er musste die Welt in Schubladen wie Substanz, Quantität, Qualität und Relation ordnen. Erst diese starre Ordnung erlaubte das mechanische Denken.
Der Weg zur binären Logik
Obwohl Aristoteles' Logik noch nicht die binäre Logik von George Boole vorwegnahm, die auf wahr oder falsch reduziert ist, legte sie den Grundstein. Aristoteles arbeitete vorrangig mit Quantoren wie "Alle", "Einige" oder "Keine". Die spätere Entwicklung im 19. Jahrhundert, die zur reinen mathematischen Logik führte, konnte nur deshalb stattfinden, weil Aristoteles die Denkprozesse bereits aus der Philosophie herausgelöst und in eine strenge Form überführt hatte.
Die Klarheit, mit der er die Gesetze des Widerspruchs und des ausgeschlossenen Dritten formulierte, ebnete den Weg für die digitale Rechenweise. Ein logisches System muss wissen, dass eine Aussage entweder wahr oder falsch ist und nicht beides gleichzeitig sein kann. Diese scheinbare Selbstverständlichkeit ist für die Funktionsweise jeglicher digitaler Logik entscheidend.
Die Überwindung der Intuition
Die eigentliche historische Leistung von Aristoteles aus KI Perspektive ist die Demokratisierung der Vernunft. Er bewies, dass rationale Argumentation kein mysteriöses Talent oder intuitive Fähigkeit ist, sondern ein handhabbares Werkzeug. Jeder, der die Regeln des Syllogismus beherrscht, kann korrekte Schlüsse ziehen, unabhängig von seinem intellektuellen Status.
Diese Idee ist die Voraussetzung dafür, dass man Maschinen überhaupt Intelligenz zuschreiben kann. Wenn Vernunft nur ein Prozess ist, der auf Regeln beruht, dann kann dieser Prozess auch auf anorganischem Material nachgebildet werden. Der antike Denker schuf somit das intellektuelle Klima, in dem die Vorstellung von künstlicher Intelligenz in den folgenden Jahrhunderten von Philosophen wie Leibniz aufgegriffen und radikalisiert werden konnte. Die Entstehung der KI ist ein direkter Nachhall der aristotelischen Erkenntnis, dass das Denken eine berechenbare Angelegenheit ist.
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