
„Gender Star“, Gender_Gap und Binnen-I – was auf den ersten Blick kompliziert klingt, ist ein Schritt in eine gleichberechtigte Zukunft. Ob weiblich, männlich oder nicht-binär, wer in Online-Texten gendert und dadurch auf geschlechtergerechte Sprache achtet, spricht alle an!
Inzwischen gibt es viele Studien, die beweisen, dass die Wahrnehmung von Geschlechterrollen durch Sprache unmittelbar beeinflusst wird. Im Online Marketing ist es wichtig, die eigene Zielgruppe anzusprechen. Wer ausschließlich das generische Maskulinum in Online-Texten verwendet, läuft Gefahr weibliche und nicht-binäre Personen auszuschließen. Aber passen Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Gendern zusammen? Leiden die Rankings womöglich darunter?
Wir haben für Sie eine Checkliste erstellt, die die wichtigsten Regeln für das Gendern in Online-Texten enthält.
Gendergerechte Sprache im Internet
Das Wort gender stammt vom englischen Geschlecht ab. Beim sogenannten Gendern geht es um Geschlechtergerechtigkeit. Denn Sprache vermittelt Gefühle, Wissen und Wahrnehmung. Dabei können auch Vorurteile oder Ausgrenzungen entstehen. Wer von Ärzten, Immobilienmaklern oder Kunden spricht, hat häufig eine männliche Person vor Augen. Begriffe wie Krankenschwester, Kosmetikerin und Erzieherin werden eher mit weiblichen Personen in Verbindung gebracht. Nicht-binäre Personen ordnen sich weder dem männlichen noch weiblichen Geschlecht und finden in der alltäglichen Sprache häufig keine Berücksichtigung.
Was ist das generische Maskulinum & was hat es mit Gendern zu tun?
In Online-Texten wird häufig das generische Maskulinum verwendet, das so viel bedeutet wie „nicht spezifisch, beide Geschlechter umfassend“. Es wird aus Gründen der Einfachheit in der alltäglichen Sprache verwendet.
Da wir sprachliche Angewohnheiten in das Internet übertragen, nutzen wir bei Suchanfragen häufig das generische Maskulinum. Suchbegriffe in der männlichen Form besitzen hierdurch ein höheres Suchvolumen, was wiederum dazu führt, dass Webseiten auf das generische Maskulinum hin optimiert werden.
Folgendes Beispiel soll die Verwendung des generischen Maskulinums in der Google-Suche verdeutlichen:
- Makler: 22.200 Suchanfragen pro Monat
- Maklerin: 1.000 Suchanfragen pro Monat
- Immobilienmakler: 60.500 Suchanfragen pro Monat
- Immobilienmaklerin: 1.000 Suchanfragen pro Monat
Das „Problem“: Will eine Immobilienmaklerin mit ihrer Website genauso erfolgreich ranken wie männliche Kollegen, muss Sie von sich als Immobilienmakler schreiben – das wiederum wird vermutlich Nutzerinnen und Nutzer irritieren, die auf ihre Seite gelangen und feststellen, dass sie eine Frau ist.
Die „Chance“: Die Aufmerksamkeit für geschlechtersensible Formulierungen wird immer größer, sodass weibliche und diverse Formen immer mehr Einzug in Online-Texte halten. Die Online-Shop-Betreiberin oder der freie Autor adressieren in Website-Texten immer öfter Männer und Frauen, um die Zielgruppe optimal anzusprechen. Diese Entwicklung wird früher oder später auch Suchmaschinen dazu befähigen, männliche und weibliche Formen zu identifizieren.
Alle Gender-Schreibweisen auf einen Blick
Beim Gendern gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, weibliche, männliche sowie nicht-binäre Personen anzusprechen:
- Doppelnennung: Immobilienmaklerinnen und Immobilienmakler – die Doppelnennung findet sich aktuell häufig in Anreden oder Begrüßungen. Weibliche und männliche Personen werden angesprochen.
- Binnen-I: Das Binnen-I soll die Doppelnennung vereinfachen und bezieht weibliche und männliche Personen ein.
Gender-Formen, die sowohl weibliche, männliche als auch nicht-binäre Personen ansprechen:
- Gender-Sternchen und Gender-Star: Immobilienmakler*innen
- Gender_Gap mit Unterstrich: Immobilienmakler_innen
- Der Doppelpunkt: Immobilienmakler:innen
- Der Schrägstrich: Immobilienmakler/innen
Eine Alternativ zur Verwendung von Gender-Schreibweisen sind geschlechtsneutrale Sprache sowie neutrale Formulierungen. Bei geschlechtsneutraler Sprache wird häufig ein Plural bekannter Begriffe gebildet, wie z. B. Studierende oder Mitarbeitende. Es findet sich jedoch nicht immer ein passender Plural für jeden Begriff.
Alternativ können auch neutrale Formulieren verwendet werden:
- Alle, niemand, jemand
- Personen, Lehrkraft, Vertretung
Gendern & SEO: Verträgt sich das?
Um in Suchmaschinen prominente Positionen einzunehmen, werden Webseiten häufig auf das generische Maskulinum optimiert. Wie bereits erwähnt, ist dies auf das hohe Suchvolumen dieser Begriffe zurückzuführen. Wer in Texten trotzdem alle Geschlechter ansprechen möchte, hat folgende Möglichkeiten:
- Doppelnennung: Aus SEO-Sicht eignet sich diese Gender-Form bei personenbezogenen Keywords. Durch die Verwendung männlicher und weiblicher Begriffe lässt sich das Suchvolumen der Begriffe sozusagen kombinieren, was das Ranking positiv beeinflussen kann. Nachteil: Texte werden hierdurch jedoch deutlich länger.
- Der Doppelpunkt: Hier werden weibliche, männliche und nicht-binäre Personen angesprochen. Suchmaschinen können sowohl die männliche als weibliche Form des Begriffs erkennen. Die Interpretation durch Google ist ähnlich wie bei der Doppelnennung. Nachteil: Diese Variante funktioniert jedoch nicht für jeden Begriff, z.B. Kund:in.
- Geschlechtsneutrale Sprache: Handelt es sich um nicht-personenbezogene Keywords bieten sich geschlechtsneutrale Sprache und neutrale Formulierungen an. Diese Gender-Form gewährleistet, dass sich alle Personen angesprochen fühlen.
Es gibt jedoch auch Gender-Formen, mit denen Suchmaschinen weniger umgehen können. Gendersternchen, Gender_Gap und Binnen-I bereiten der Suchmaschine Google eher Schwierigkeiten und können Rankings negativ beeinflussen.
Gendern oder nicht? Die Checkliste für gendersensible Online-Texte
Gendersensible Sprache beginnt schon vor der Formulierung von Online-Texten. Bereits in Recherche und Planung von Texten wie auch Projekten sollte die Zielgruppe beachtet werden. Mit folgenden Tipps lässt sich die redaktionelle Arbeit geschlechtersensibel gestalten:
Recherche & Konzeption
- Wer gehört zur Zielgruppe? Werden Männer, Frauen und/oder nicht-binäre Personen angesprochen?
- Wie liest sich der Text? Verändern sich Thema und Sichtweise je nach Geschlecht?
- Wer soll in Interviews Expertenwissen äußern?
Texterstellung & -gestaltung
- Wie soll gegendert werden? Welche Form passt zur Zielgruppe?
- Gibt es personenbezogene Keywords? Lässt sich das generische Maskulinum vermeiden?
- Werden Rollenklischees in Text und Bild reproduziert? Wie lässt sich das vermeiden?
- Ist der Text trotz gendersensibler Formulierungen verständlich und gut lesbar?
Fazit: Gendern in Online-Texten
Gendergerechte Sprache in Online-Texten spricht alle an! Neben der Vorbildfunktion besitzt Sprache auch eine Wirkung. Wer männliche, weibliche und nicht-binäre Personen in Texten sichtbar macht, vergrößert die eigene Zielgruppe und erreicht dadurch mehr potenzielle Kunden.
In unserer Online Marketing Agentur achten wir auf einen sensiblen Umgang mit Sprache und beraten unsere Kunden hinsichtlich der verschiedenen Möglichkeiten. Dabei stehen Lesbarkeit, Suchmaschinenoptimierung und Verständlichkeit der Texte im Vordergrund. Gemeinsam gehen wir den Weg in eine gleichberechtigte Zukunft.